Wie sich Lernen und Arbeiten durch die Industrie 4.0 verändern – Stichwort Learning 4.0 – hat das Know-Center für eine aktuelle Studie unter Industrieunternehmen erhoben. Die Ergebnisse präsentierte man vor wenigen Tagen beim Ersten Data-Driven-Future-Forum.

Learning 4.0 ist in aller Munde. Was konkret damit gemeint ist – und vor allem wie es sich im Unternehmen umsetzen lässt – ist aber noch nicht ganz so klar. Licht in den Graubereich hat das Know-Center mit dem Ersten Data-Driven-Future-Forum am 23. März 2017 gebracht, zahlreiche Vertreter von renommierten Unternehmen folgten der Einladung. „Es geht darum, das Arbeiten stärker mit dem Lernen zu verbinden um so die Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen“, erläuterte Stefanie Lindstaedt, Geschäftsführerin des Know-Center und Institutsleiterin an der TU Graz, die auf die jahrelange Expertise und Forschungstätigkeit des Know-Center in diesem Bereich verwies. Derzeit läuft mit AFEL (Analytics for every day learning) u.a. ein mit 2,6 Millionen Euro dotiertes EU-Projekt mit dem Ziel, Big Data Technologien zur Wissenserschließung und Vernetzung zu verwenden (Details auf http://afel-project.eu/)

Befragung unter Industrieunternehmen

Doch wo stehen die Unternehmen im Bereich Learning 4.0 derzeit? Dazu hat das Know-Center für eine qualitative Studie 24 repräsentative Industrieunternehmen befragt. Das Thema ist gerade ein „hot topic“ in den Unternehmen, eine Auseinandersetzung damit unbedingt nötig. Konkrete Lösungen aber noch fehlen. Projektleiter Stefan Thalmann über wesentliche Ergebnisse der Befragung:

  • IT-Kompetenzen werden immer stärker in allen Berufen gefragt, nicht mehr primär in Verwaltungs- und IT-Berufen.
  • Eine Herausforderung besteht darin, die Mitarbeiter mit diesen sprunghaften Entwicklungen „mitzunehmen“.
  • Wissensbedürfnisse entstehen viel kurzfristiger am Arbeitsplatz – „just in time“ – weshalb es auch schnell verfügbare (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten braucht.
  • Wenn keine adäquaten Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, mit denen sich die Mitarbeiter das Wissen rasch aneignen können, „googeln“ sie es – die Fundiertheit dieses Wissens ist aber oft fragwürdig.
  • (Weiter-)Bildungsbedürfnisse werden immer individueller, ein Ansatz für alle funktioniert immer weniger.
  • Die neuen technischen Möglichkeiten und der Information-Overflow sind ein großer Nährboden für Stress und Arbeitsüberlastung, dazu braucht es neue Regeln.

Mitarbeiter mitnehmen

Dazu Borina Jelisavac, HR Managerin Global Supply Chain Management bei GE Jenbacher: „Lernen wird gezielter, schneller und digitaler werden und ist ein ständiger Begleiter durch das Leben. Wissen wird vermehrt online generiert, gezielt nach Bedarf und Interesse. Für uns bedeutet das Wege zu finden, um Mitarbeiter zu unterstützen, diese neue Art des Lernens für sich anzuwenden. Wir möchten unsere Mitarbeiter auf diese digitale Reise mitnehmen, damit wir nicht nur sie, sondern auch unsere Fertigungstechnologien kontinuierlich weiterentwickeln können.“

Marina Oleneva, R&D System Engineer bei Siemens: „Im Fokus steht nun, das Thema Learning 4.0 in Unternehmen auszurollen. Wie arbeiten wir in Zukunft? Und da geht es sowohl um Tools, als auch um neue Technologien wie Tablets und Brillen, die vom Preis-Leistungs-Verhältnis bez. der User-Akzeptanz und der Kosten für die Arbeitswelt passend erscheinen.“

Katharina Kern, SFG – Steirische Wirtschaftsförderung: „Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass man die Menschen in den Unternehmen mitnimmt – auf allen Ebenen. Da gilt es noch ein bisschen mehr Bewusstsein zu schaffen. Und kreative Lösungen für die Umsetzung sind natürlich auch noch gefragt.“

Interessierte können per Email um die Studie anfragen: event [at] know-center.at

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